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Pastor Dr. Heinrich Winter: aus der Einführung
in die Ausstellung "Umwandlung" von Peter Medzech und Uwe Schierholz
am 05.09.2010 in Wiesmoor
... Uwe Schierholz arbeitet mit Papier. Auch ihm sind Titel für
seine Bilder ein Problem. Nur keine Vorprägung schaffen, die die
Offenheit der Begegnung beschädigen. "Sehendes Sehen", wie er sagt,
ist kein "Kopf-Sehen", es ist ein "vorgegenständliches Sehen".
Gewiss, es finden sich in den Bildkompositionen die Eindrücke, von
denen das künstlerische Schauen ausgegangen ist und einen Weg zurück
finden wollte, hinter die konkreten Erscheinungen. Schon immer haben
es Uwe Schierholz die alten Industrieanlagen von Meyer in Holsen bei
Hüllhorst oder im Beerenbusch bei Minden angetan. Lange den Blick
auf den Strukturen verweilen lassen, die Rhythmik, das Wechselspiel
von Hell und Dunkel, von Linien und Flächen auf sich wirken lassen,
hinter die gemachte Welt zu sehen, ihr noch die Formen abzuringen,
ohne die sie nicht wäre, das zehrt an ihm. Am Ende steht die
Hoffnung, dass sich dem ehemaligen Chemiefacharbeiter und
Chemielaboranten, dem Magister für Kunst und Philosophie und Schüler
von Prof. Rainer Mordmüller an der Universität Osnabrück diese
Umwandlung selbst ereignet. Seherfahrung gilt es zu schaffen, Bilder
im Umwndlungsprozess zurück zu finden, um gegen das konditionierte
Sehen malen zu können. Nicht die Inhalte sind es, die für eine
Bildgestalt verlässlich sind. Es ist die Form. Sie ist dem Inhalt
übergeordnet, umgreift den Inhalt, setzt die Elemente des Inhalts
zueinander in ein Verhältnis. Das ist das innere
Kompositionsprinzip, mit dem wir den Druckgrafiken, schwarz-weiß, im
drei Farbendruck, in den Gemälden begegnen. Dem Warencharakter von
Alltagswelten entgehen, in die Freiheit hinausfinden, weil dort die
Bilder des Lebens sind, vielleich findet sich doch in diesen Bildern
von Uwe Schierholz sein jugendliches Sehnen wieder, das Menschen
zerstörende Verhältnisse zu ihrer Wahrheit finden.
Lassen Sie mich gegen Ende meiner Ausführungen, liebe Anwesende,
meine Wertschätzung für die Kunst von Peter Medzech und Uwe
Schierholz, mit zwei Erkenntnissen von Theodor W. Adorno aus seinen
Minima Moralia von 1951 mit den Untertitel "Reflexionen aus dem
beschädigten Leben" zum Ausdruck bringen. Unter dem Stichwort
"Drinnen und Draußen" findet man in der 42. Reflexion das Wort: Der
"Blick aufs Entlegene, der Hass gegen Banalität, die Suche nach dem
Unbegriffenen, vom allgemeinen Begriffsschema noch nich erfassten
(ist) die letzte Change für den Gedanken." Wir würden vielleicht
ergänzen, "...die letzte Change, der aus banaler Beliebigkeit
befreit". Der andere Gedanke Th. W. Adornos, den ich aufgreifen
möchte, findet sich in der 20. These. Dort heißt es: "Genauigkeit
kommt immer der Schönheit zugute, und richtiges Denken dem zarten
Gefühl. .. Denn Zartheit zwischen den Menschen ist nicht anderes als
das Bewustsein von der Möglichkeit zweckfreier Beziehungen". ...
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